Der Sommer flieht, die dürren
Blätter fallen.
Wie mattes Silber liegt’s auf
bleichen Haaren,
Ernst mahnt die falt’ge Stirn
an uns’re Jahre,
Das einst so heiße Blut will
nicht mehr wallen. –
Der Wald ist kahl, die Nebel
fest sich ballen. –
Wir nehmen die Erinnerung vom
Altare,
Den wir erbaut für uns’re künft’gen
Jahre,
Des eingedenk, was uns zumeist
gefallen.
Warum erweckt die Brust
Erinnerungen,
Die schmerzlich uns das wunde
Herz durchdringen?
Hat niemals ihm ein frohes Lied
geklungen?
Da kann der rege Geist sich
nicht bezwingen:
Der Schmerz schafft ewige
erinnerungen,
Die Freud’ muß mit dem
Augenblicke ringen!
Franz Litterscheid Tod
und Mensch
Nur kurze zeit ist uns zur
Lebensreise
Auf Erden hier durch Gottes
Wort gegeben,
Kaum haben wir erkannt das
wahre Leben,
Tönt schon des Grabgesanges
trübe Weise.
Und in des Lebens wechselvollem
Kreise,
Wo drohend stete schlünde uns
umgeben,
Muß da nicht unser Geist in
Bangen schweben,
Ob er der wandlung würdig sich
erweise?
Nein! In des Lebens buntem
Freudenschwalle,
- Und säh’ er rings die ganze
Welt erblassen, -
Denkt nie der Mensch, daß er
einst selbst zerfalle.
Er will es nicht mit seinem
Geiste fassen,
Daß Kindermund ihm eins Gebete
lalle,
Wenn seinen Leib man in das
Grab gelassen!